Am 23. Januar 2020 wurde Combat 18, der paramilitärisch ausgerichtete Arm des Blood & Honour-Netzwerkes in Deutschland verboten. Schon im Sommer 2019 hatte Innenminister Seehofer das Verbot angekündigt – eine Ansage, die mindestens „ungewöhnlich und letztlich kontraproduktiv“ ist, wie Teile der Medien ganz richtig beobachteten [1]. Die lange und öffentliche Vorbereitung des Verbots führte dazu, dass sich C18-Mitglieder in aller Ruhe auf Hausdurchsuchungen und ihre von nun an illegale Weiterarbeit vorbereiten konnten.
In einem Artikel von August 2019, den wir an dieser Stelle zur Lektüre empfehlen möchten, zeigt die Recherche-Gruppe EXIF, „warum sich der Staat so schwer tut, gegen ‚Blood & Honour / Combat 18‘ vorzugehen„.
Die Analyse der Kolleg*innen, viele Monate vor dem tatsächlichen Verbot geschrieben, liest sich denn auch als dringende Aufforderung, sich weiter mit C18 zu beschäftigen:
„Der Staat versucht derzeit das Thema C18 auszusitzen. Allenfalls werden Möglichkeiten sondiert, wie man – um dem öffentlichen Druck nachzugeben – C18 Deutschland verbieten könnte ohne es zu zerschlagen, was meint: ohne die Positionen der Spitzel zu schwächen und ohne die Fäden aus der Hand zu geben. In der Logik seiner Geheimdienste, die B&H/C18 mit Spitzeln durchsetzt haben, funktioniert alles nach Plan. Deswegen gilt: Never change a running system. Und hier zeigt sich das falsche Verständnis von rechtem Terror in Deutschland. Erst wenn der Staat, seine Organe und Repräsentant*innen in die Schusslinie kommen, erkennt der Staat Terrorismus.“ [2]
Werfen wir nun einen Blick nach Brandenburg: Hier wurden am Verbotstag Wohnhäuser in Eberswalde und Wildau durchsucht [3], doch die Spuren von C18 führen mindestens bis zum Jahr 2018 auch nach Frankfurt (Oder). So beleuchten in einem anderen Artikel von Juli 2018 ebenfalls die Kolleg*innen von EXIF die europaweite Combat 18-Vernetzung. Ein Knotenpunkt, insbesondere auch für die Vernetzung nach Osteuropa, ist Frankfurt (Oder).
Demzufolge pflegt David Pfeiffer mind. 13 Kontakte zu in- und ausländischen Protagonisten des Blood & Honour/C18-Netzwerkes, bei Michael Hein finden sich sogar mind. 36 Verbindungen, u.a. nach Polen, Ungarn und Italien.
Eng verbunden mit C18 war in Deutschland während des letzten Jahrzehnts auch die „Streetfighting Crew“, deren regionale Untergruppe in Frankfurt (Oder) Michael Hein leitete. EXIF zitiert Hein mit mit einem programmatischen Ausspruch aus dem Jahr 2010: „Von Frankfurt Oder, über Bayern und Norddeutschland bis nach Flandern und Schweden. Unterstützung bekommen wir unter anderem aus Italien, England, der USA und Kanada.“ [https://exif-recherche.org/?p=4399]
Diese internationale Ausrichtung bleibt auch nach dem erfolgten deutschlandweiten Verbot bestehen und für die Bekämpfung von C18 eine Herausforderung.
[1] https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/combat18-101.html
[2] https://exif-recherche.org/?p=6351
[3] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2020/01/brandenburg-seehofer-combat18-verbot-rechtsextremismus.html