Reorganisierung Frankfurter Neonazis unter dem Label „Terrorcrew – Kameradschaft Kommando Werwolf“
Die Frankfurter Neonaziszene ist in Bewegung. Meldungen über Hakenkreuze am Utopia e.V.[1] und Rechtsrockkonzerte im Triftweg[2] kommen nicht von ungefähr und zeugen von einer selbstbewusster werdenden rechten Szene. Eine Melange aus altbekannten FCV-Hooligans und Neonazis, die schon in den 1990er Jahren aktiv waren, organisiert sich seit geraumer Zeit unter dem Label: „Terrorcrew – Kameradschaft Kommando Werwolf“, kurz: „KSKW“.
Bereits am 1. Mai 2012 provozierten mehrere Neonazis auf dem Brückenfest der Linkspartei in Frankfurt (Oder). Einige der Gruppe trugen einheitliche Lederjacken mit dem Schriftzug “Terrorcrew“ und einer schwarzen Sonne. Unter ihnen war der bereits mehrfach wegen Körperverletzung vorbestrafte Sven Lemke. Im April 1997 schlugen er und zwei weitere Neonazis mit einem Vorschlaghammer auf einen Polen ein und beraubten ihn anschließend.[3] Neben Lemke treten vor allem altbekannte FCV-Hooligans im Umfeld des „KSKW“ in Erscheinung, darunter Willi Muchajer, Andy Köbke und Martin Wilke. Alle sind bereits polizeilich bekannt. Andy Köbke wurde zudem wegen Volksverhetzung, Störung der Totenruhe und des öffentlichen Friedens 2007 zu einer mehrmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Er hatte mit mindestens vier weiteren Täter_innen auf den Gedenkstein für die 1938 von Nazis niedergebrannte Synagoge am 9. November 2006, dem Jahrestag der “Reichspogromnacht”, uriniert und Blumenkränze zerstört.[4]
Lemke ist außerdem Mitorganisator von zahlreichen Neonazikonzerten, die in den letzten Jahren im Triftweg stattfanden und wohnte noch bis vor kurzem dort. Mindestens sechs Konzerte bzw. Parties fanden seit 2011 in dem Objekt in der Lebuser Vorstadt statt, welches von Anhänger_innen der „KSKW“ als „Sturmladen“ bezeichnet wird und als ihr Treffpunkt fungiert. Somit gehörte das am nördlichen Stadtrand gelegene Objekt zu den wichtigsten Konzertlocations der Brandenburger Neonaziszene. Fast immer dabei bei den Konzerten im Triftweg: die Beeskower Rechtsrock-Band „Frontfeuer“. Es bestehen also enge Verbindungen zwischen den Frankfurter und Beeskower Neonazis.
Die Verbindungen zwischen den Frankfurter und Beeskower Neonazis reichen jedoch noch weiter. Als am 13. April 2013 die Gründungsfeier des Landesverbandes Brandenburg der Partei „Die Rechte“ in Finowfurt gefeiert werden sollte, untersützten die Frankfurter_innen die Veranstaltung auf dem Grünstück von Klaus Mann. „Frontfeuer“ war auch geladen, deren Auftritt währte aber nur kurz. Nach dem Spielen von indizierten Songs wurde das Konzert laut Informationen von gegenrede.info abgebrochen. Die Mitglieder von „Frontfeuer“ sehen nun einem Verfahren wegen Volksverhetzung entgegen.[5]
Inwiefern die Anhänger_innen der „KSKW“ die Partei „Die Rechte“ weiter unterstützen ist bisher unklar. Jedoch traten sie letztes Jahr auch auf den NPD-Demonstrationen am 10. November und 24. März in Frankfurt (Oder) in Erscheinung und suchen somit auch die Nähe zu organisierten Neonazis in Parteistrukturen. Ihr militanter Gestus, sowie die Zusammensetzung aus vorbestraften und gewaltbereiten Neonazis stellt eine gefährliche Mischung dar. Jedoch scheint ein Ende der Rechtsrock-Konzerte im Triftweg in Sicht. Nachforschungen der recherchegruppe und eine Anfrage in der Stadtverordnetenversammlung[6] lassen darauf schließen, dass Lemke nicht mehr im Triftweg 4 wohnt. Als neuer Treffpunkt könnte sich der Tattooshop von Mario Müller in der Sophienstraße 23 etablieren, wo sich die Neonazis seit neustem ihre Tätowierungen stechen lassen. Die recherchegruppe wird die Aktivitäten rund um die selbsternannte „Terrorcrew“ weiterhin beobachten und darüber berichten.
Quellen
1) Vgl. http://www.inforiot.de/artikel/utopia-ev-von-neonazis-bedroht
2) Vgl. http://www.gruene-frankfurt-oder.de/userspace/BB/kv_frankfurt-oder/Antraege/130502_STVV_Antwort_rechte_Konzerte.pdf
3) Vgl. Heike Kleffner: Killing Fields. Eine Dokumentation rassistischer und neofaschistischer Übergriffe im Land Brandenburg im Jahr 1997, jungle world, 23.12.1997.
4) Vgl. Gedenksteinschändung endet vor Gericht, recherche output #2, Frühjahr 2007.
5) Vgl. http://www.gegenrede.info/news/2013/lesen.php?datei=130415_01
6) Vgl. http://www.gruene-frankfurt-oder.de/userspace/BB/kv_frankfurt-oder/Antraege/130502_STVV_Antwort_rechte_Konzerte.pdf