FCV-Hooligans greifen Hoffest des Utopia e.V. an – Aktuelles zur Nazisituation in Frankfurt (Oder) und Umgebung

In der Nacht vom Samstag, den 01.09., auf Sonntag den 02.09., griffen 5-6 Neonazis das Hoffest des Utopia e.V.1 in der Berliner Straße 24 in Frankfurt (Oder) an. Die Angreifer werden teilweise der Anhängerschaft der rechten FCV-Hooligans zugeordnet. Grund genug, mal wieder einen genaueren Blick auf die jüngsten Entwicklungen der organisierten Naziszene in Frankfurt (Oder) und Umgebung zu werfen.

Nachdem es monatelang ruhig um die rechte Anhängerschaft des 1.FC Frankfurt Eintracht/Viktoria[2] geworden war, versuchten sie nun am ersten September-Wochenende gezielt Gäste des jährlich stattfindenden Hoffestes des linksalternativen Vereins Utopia e.V. anzugreifen. Gegen 3 Uhr nachts erschienen 5-6 schwarz gekleidete und vermummte Personen vor dem Hinterhof der Berliner Straße 24. Sie riefen rechte Parolen und warfen mehrere Flaschen in die Richtung der Konzertbesucher*innen. Verletzt wurde niemand. Von Erfolg gekrönt war die Aktion der Neonazis sicherlich nicht. Denn wie die Polizei berichtete3, wurden kurze Zeit später fünf Männer im Alter von 16 – 30 Jahren in der Nähe des Tatortes aufgegriffen, die als die Angreifer gelten. Gegen sie wird jetzt wegen des Verdachts der versuchten gefährlichen Körperverletzung ermittelt.

Seit 2009 war nur noch wenig von den rechten Umtrieben der Hooligans zu hören. Einige standen mit einem Bein im Knast und andere hatten aufgrund ihrer rechten Aktivitäten Probleme mit ihrem Arbeitgeber. Auch die Berichterstattung der Recherchegruppe hatte eine großen Anteil daran. Eine ausführliche Dokumentation der vergangenen Aktivitäten der FCV-Hooligans kann den bereits erschienen recherche outputs4 entnommen werden.

Doch Ende vergangenen Jahres machten die FCV-Hools wieder von sich reden. Am 11. November, beim Pokalspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem FC Viktoria Frankfurt, riefen sie mehrfach antisemitische und antiziganistische Parolen5 in Richtung der als antifaschistisch geltenden Gästefans. Mit dabei waren auch angereiste Neonazis aus Cottbus und Berlin, die der Anhängerschaft von FC Energie und dem 1. FC Union zuzurechnen sind. Knapp einen Monat später, am 27. Dezember, griffen sie die mitgereiste Anhängerschaft und die Mannschaft von Tennis Borussia Berlin bei einem Hallenturnier in Frankfurt (Oder) mit Flaschen und Steinen an6. Das (nicht-)Verhalten der Polizei und des örtlichen Sicherheitsdienstes markierte den zweiten Skandal an diesem Tag.

Die Hooligan-Gruppen CM (Crimark) und FCV vereint die Liebe zum Fussball und zum Neonazismus. Kelten- und Hakenkreuze in der Frankfurter Innenstadt.

Die Hooligan-Gruppen CM (Crimark) und FCV vereint die Liebe zum Fussball und zum Neonazismus. Kelten- und Hakenkreuze in der Frankfurter Innenstadt.

Weiterhin werden Kontakte zu befreundeten, rechten Fangruppierungen anderer Mannschaften gepflegt. Zum einen steigt die Präsenz der rechten Hooligangruppierung „Crimark“. Diese steht dem 1.FC Union Berlin nahe und macht keinen Hehl aus ihrer neonazistischen Gesinnung7. „Crimark“ fungiert zudem als Sammelbecken rechtsoffener Hooligans in Brandenburg. Desweiteren gibt es schon lange gute Kontakte zwischen Frankfurter und Cottbuser Hooligans. Die seit 1999 existierende Ultra-Gruppierung „Inferno Cottbus“ steht ebenso für ihre neonazistische Gesinnung in der Öffentlichkeit. Ende Juli organisierten sie ein „Sommerturnier“, an dem auch ca. 15 FCV-Hools teilnahmen. Die Lausitzer Rundschau berichtete erst vor kurzem über die rechten Umtriebe der Cottbusser Hooligan-Gruppierung.8

FCV-Hooligans mit Transpi und Pyrotechnik beim Sommerturnier der neonazistischen Fangruppierung Inferno Cottbus Ende Juli. (Faksimile von der facebook-Seite von Inferno Cottbus)

FCV-Hooligans mit Transpi und Pyrotechnik beim Sommerturnier der neonazistischen Fangruppierung Inferno Cottbus Ende Juli. (Faksimile von der facebook-Seite von Inferno Cottbus)

Liebe, Treue, Heimat verbindet uns mit Dir – Mannschaftsshirts der FCV-Hools beim Sommerturnier von Inferno Cottbus. (Faksimile von der facebook-Seite von Inferno Cottbus)

Liebe, Treue, Heimat verbindet uns mit Dir – Mannschaftsshirts der FCV-Hools beim Sommerturnier von Inferno Cottbus. (Faksimile von der facebook-Seite von Inferno Cottbus)

Und was machen eigentlich die „Autonomen Nationalisten“? Am 1. September protestierten Neonazis in Velten/Oberhavel gegen das Verbot eines von JN’lern organisierten Fussballturniers.9 Mit dabei waren auch zwei Anhänger der „AN-OS“, jedoch nicht aus dem Raum Frankfurt (Oder) – Eisenhüttenstadt, sondern es handelte sich dabei um Tim Wendt und einen weiteren Neonazi aus dem Raum Erkner/Schöneiche. Am letzten Wochenende versuchte die NPD erfolglos gegen den Euro zu demonstrieren.10 Waren sonst Anhänger*innen der „AN-OS“ bei nahezu jeder NPD-Demonstrationen in ganz Brandenburg präsent, blieben sie der Landeshauptstadt komplett fern. Lediglich vier nicht als „AN´s“ organisierte Frankfurter Neonazis, u. a. Mario Schreiber und Eric Hempel kamen. Was ist los mit den sonst so reisefreudigen „AN´s“? Der Eisenhüttenstädter Michael Meißner, der im März diesen Jahres seinen Ausstieg11 verlautbaren ließ, musste sich mittlerweile zwei Mal wegen verschiedener Delikte vor Gericht verantworten. Weil er im März 2011 bei einer NPD-Demonstration in Teterow ein Kamerateam des NDR angriff, wurde er ein Jahr später zu einer Geldstrafe von 450 € verurteilt12. Des weiteren musste der gelernte Metallbauer sich Mitte Juni diesen Jahres wegen dem Sprühen von „AN-OS“-Parolen verantworten. Diesmal wurde er zu drei Monaten Bewährung verurteilt. In beiden Verhandlungen beteuerte er, aus der Gruppe ausgestiegen zu sein und erhoffte sich so ein milderes Strafmaß. Einen weiteren „Ausstiegsgrund“ offenbarte er bei der Anhörung im Juli. Auf Druck seiner Freundin hab er sich von seinen Eisenhüttenstädter Kameraden Martin Schlechte, Danny Zink, Jeffrey Windolf und Ramon Wellemsen verabschiedet. Der eigentliche Auslöser für seinen Rückzieher lässt sich jedoch wahrscheinlicher darauf zurückführen, dass Meißner seine Arbeit als Gerüstbauer bei einer Tochterfirma von ArcelorMittal, dem größten Arbeitgeber der Region, verlor. Die Recherchegruppe machte Meißner’s Arbeitgeber auf seine rechten Umtriebe aufmerksam und dieser zog dann die Konsequenzen aus den außerbetrieblichen Aktivitäten seines Mitarbeiters.

Am 1. September waren Tim Wendt und ein weiterer Kamerad samt Transpi die einzigen Vertreter der “AN-OS” in Velten/Oberhavel. (photo: sören kohlhuber)

Am 1. September waren Tim Wendt und ein weiterer Kamerad samt Transpi die einzigen Vertreter der “AN-OS” in Velten/Oberhavel. (photo: sören kohlhuber)

Zwar sind mit dem Ausstieg der Führungsfigur Michael Meißner auch Sprühereien und Sticker der „AN-OS“ aus dem Stadtbild von Frankfurt, Eisenhüttenstadt und Umgebung verschwunden, doch die Internetadresse der Gruppe ist weiterhin auf Meißner’s Namen angemeldet, Inhalte aber nicht mehr abrufbar. Auf Demonstrationen ließ sich der Eisenhüttenstädter jedoch nicht mehr blicken. Allein der Frankfurter Robert Krause tritt noch regelmäßig auf Neonaziveranstaltungen in Erscheinung. So nahm der 18-Jährige am 31.03. in Brandenburg/Havel13 und am 02. Juni in Hamburg an Demonstrationen teil und trat am 04. August bei NPD-Infoständen in Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder) in Erscheinung14. Mittlerweile soll er jedoch über einen Wegzug Richtung Wittstock nachdenken. Dorthin pflegt er gute Kontakte zu den Nazis der „Freien Kräfte Ost“. Und was macht Marten Erlebach? Er scheint sich von den AN-OS zurückgezogen zu haben, da er schon seit Januar nicht mehr auf Naziveranstaltungen in Erscheinung getreten ist. Ein Blick auf sein Facebook-Profil vermittelt eher den Eindruck, er hätte wieder zu seiner rechten Hooligan Lebenswelt zurückgefunden. So favorisiert er unter anderem den „FC Vorwärts Frankfurt (Oder)“, „Inferno Cottbus 99“ sowie einschlägige Ultra-Magazine und Bekleidungsmarken.

Mit Brandenburg-Fahne: Robert Krause als einziger “AN-OS”ler bei einem Nazi-Aufmarsch am 2. Juni in Hamburg. (photo: recherche nord)

Mit Brandenburg-Fahne: Robert Krause als einziger “AN-OS”ler bei einem Nazi-Aufmarsch am 2. Juni in Hamburg. (photo: recherche nord)

Es bleibt abzuwarten, ob wirklich eine Reorganisierung der Frankfurter Nazi- bzw. Hooliganszene bevorsteht. Aufschluss darüber könnte eine mögliche Teilnahme lokaler Nazis an der geplanten NPD-Demonstration am 10. November in Frankfurt (Oder) geben. Das lokale Bündnis „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)“ kündigte bereits an, den Aufmarsch zu blockieren.15

Quellen

1 http://www.inforiot.de/artikel/utopia-ev-begeht-14-geburtstag
2 Der Frankfurter FC Viktoria, Heimat der rechten FCV-Hooligans, fusionierte im Juli diesen Jahres mit dem MSV Eintracht Frankfurt und heißt nun 1.FC Frankfurt Eintracht/Viktoria
3 http://www.internetwache.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=11189756
4 https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/category/recherche-output/
5 https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2011/11/18/es-hat-sich-nichts-geaendert-landespokalspiel-sv-babelsberg-03-vs-ffc-viktoria/
6 http://www.lila-kanal.de/journal/?p=2785
7 http://arpu.blogsport.eu/2012/05/30/gewaltromantik-trifft-auf-neonazidenken-crimark-neonazi-hools-in-rot-weis/#more-380
8 http://www.lr-online.de/nachrichten/Tagesthemen-Verantwortung-bis-zum-Stadionzaun;art1065,3922390
9 http://antifagruppeoranienburg.blogsport.de/2012/09/02/ofenstadt-velten-wehrt-sich-gegen-neonazis
10 http://inforiot.de/artikel/kleeblatt-gerupft
11 https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2012/03/09/an-os-nun-ohne-michael-meissner/
12 http://endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=7046:angriff&Itemid=410&tmpl=component&print=1
13 http://afn.blogsport.de/2012/04/12/brandenburg-an-der-havel-und-der-npd-aufmarsch-2/
14 https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2012/08/05/npd-oderland-hetzt-weiter-gegen-polen-infotour-in-frankfurt-oder-massiv-gestoert/
15 http://kein-ort-fuer-nazis.de/de/node/93

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NPD-Oderland hetzt weiter gegen Polen / Infotour in Frankfurt (Oder) massiv gestört

Am 4. August veranstaltete die NPD-Oderland eine Infotour durch die Städte Guben, Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder). Mit Unterstützung von NPD-Laustiz und Schenkenländchen hetzen sie, wie schon am 24. März1 in der Grenzstadt Frankfurt (Oder), gegen Polen und forderten die Schließung der Grenze. Vor Ort wurden sie mit antifaschistischem Protest konfrontiert.

In Frankfurt (Oder) sahen sich die Nazis mit antifaschistischem Protest konfrontiert.

In Frankfurt (Oder) sahen sich die Nazis mit antifaschistischem Protest konfrontiert.

Konnten die Neonazis in Guben und Eisenhüttenstadt noch unbehelligt Redebeiträge halten und Propagandamaterial verteilen, wurden sie in Frankfurt (Oder) mit lautstarkem Protest empfangen. Bis zu 30 Menschen, mit Transparenten und Trommeln ausgestattet, nahmen den Nazis um Klaus Beier und Manuela Kokott zumindest in Frankfurt den Raum für ihre rassistische Hetze. Ihre „Oderlandstimme“ konnten sie nicht verteilen, und auch die Redebeiträge wurden, in direkter Nähe zur Grenzbrücke, von lautstarkem Protest übertönt.

Am Mikrofon: NPD-Landeschef Klaus Beier, dahinter: Danny Zink von den „AN-OS“ aus Eisenhüttenstadt.

Am Mikrofon: NPD-Landeschef Klaus Beier, dahinter: Danny Zink von den „AN-OS“ aus Eisenhüttenstadt.

Unter den knapp 20 anwesenden Nazis befanden sich u.a. die NPD’ler Klaus Beier, Manuela Kokott, Frank Maar, Florian Stein, Frank Odoy und Antje Kottusch vom Kreisverband Oderland. Ronny Zasowk, Vorsitzender der NPD-Lausitz, und Markus Noack aus Guben waren auch vor Ort. Ebenso Ralf Michalski aus Märkisch-Bucholz, Verantwortlicher für den NPD-Bereich Schenkenländchen. Eric Lademann vertrat die „Nationale Jugend Storkow“. In selbiger Stadt wurde erst letzte Woche ein alternativer Jugendlicher in seinem Wohnumfeld durch neonazistische Sprüherein bedroht2. In Eisenhüttenstadt leisteten Danny Zink und sein kleiner Bruder, sowie der Frankfurter Robert Krause von den „Autonomen Nationalisten Oder-Spree“3 den NPD’lern Gesellschaft. In Frankfurt gesellte sich noch Eric Hempel dazu.

Führungsfigur der „Nationalen Jugend Storkow“: Eric Lademann.

Führungsfigur der „Nationalen Jugend Storkow“: Eric Lademann.

Für den 10. November plant die NPD eine weitere Veranstaltung in Frankfurt (Oder). Das lokale Bündnis „Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)“4 kündigte bereits an, einen möglichen Aufmarsch zu blockieren.

Quellen

1 https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2012/05/10/das-war-wohl-nichts/
2 http://inforiot.de/artikel/nw-berlin-goes-brandenburg
3 https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2012/05/19/neonazistische-jugendkultur-im-wandel-am-beispiel-der-autonomen-nationalisten-oder-spree/
4 http://kein-ort-fuer-nazis.de/

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Nazis wollens wieder versuchen

Bitte vormerken: Am 10. November 2012 Nazis in Frankfurt (Oder) blockieren

Wie dem Bündnis “Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)” kürzlich bekannt wurde, hat die NPD für den 10. November erneut eine Veranstaltung in Frankfurt angemeldet. Das Bündnis wird mit vielfältigen Aktionen gegen die menschenverachtende Ideologie der rechten Partei erneut auf die Straße gehen und hofft auf breite Unterstützung durch die Frankfurter und Słubicer Bevölkerung.

Das breite zivilgesellschaftliche Bündnis „Kein Ort für Nazis in
Frankfurt (Oder)“ hatte sich anlässlich einer geplanten
Neonazi-Demonstration am 24. September 2011 konstituiert, die jedoch verboten wurde. Ein halbes Jahr später, am 24. März 2012, konnte das Bündnis mit bis zu 1000 Menschen durch friedlichen Protest und Sitzblockaden einen NPD-Aufmarsch erfolgreich verhindern.

Frankfurt (Oder), den 29.07.2012
Bündnis “Kein Ort für Nazis in Frankfurt (Oder)”

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